Ein Container für Banjul

 

Michael Samel startet in fünf Monaten erneut bei der Rallye Dresden-Dakar-Banjul.
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Die Rallye Dresden-Dakar-Banjul lebt nicht nur allein vom Abenteuer. Sie verbindet zugleich den guten Zweck. Zum Ende der fast vierwöchigen Fernreise werden die Autos vor dem Fußballstadion in Banjul, der Hauptstadt Gambias, für Hilfsprojekte der Dresden-Banjul-Organisation meistbietend versteigert. Der Erlös fließt zu 100 Prozent in die zahlreichen Vor-Ort-Projekte wie die gerade erst eröffnete Bäckerei, in den Neu- und Ausbau von Schulen (Interior Academy), in Werkstätten und das Umweltprojekt. Mitte November startet die nächste Tour. Mit dabei die "Nordhäuser Wüstenfüchse 2.0".

Michael Samel gilt als "Wiederholungstäter". Vor anderthalb Jahren fuhr der Herreder gemeinsam mit Hartmut und Sven Baumbach bei der Rallye mit. Das Erlebte, das Gesehene prägte. So ist es also nicht verwunderlich, dass Samel erneut das Rallye-Fieber packte. Im Gepäck wird er wieder einige Spenden für ausgewählte Projekte haben. Aus der Erfahrung bei der letztjährigen Tour werden es allerdings weniger Spenden sein. "Wir werden nicht mehr so viele Sachen mit nach Banjul nehmen", sagt Samel, der aber nicht ganz darauf verzichten möchte.

So war es Organisator Holger Leipnitz, der an die Fahrer appellierte: "Bitte schleppt nicht so viele Sachen in euren Autos mit." Samel nahm sich diesen Appell zu Herzen. Seiner Spendenfreudigkeit taten die Worte allerdings keinen Abbruch. Gespendet wird trotzdem fleißig. Nur auf anderem Wege und zwischendurch. In den vergangenen Monaten kam einiges zusammen. Die "Nordhäuser Wüstenfüchse" sammelten zwei Kleintransporter voller Sachspenden. "Alfons Jarmuszewski hat einige Sachen besorgt, aus der Region haben wir Spenden in Form von Textilien erhalten und die Studienfreunde meiner Frau aus Holzgerlingen haben uns Koffer mit Bekleidung geschickt", zählt Samel auf.

Gedacht sind diese Sachen für die Frauen, die als Schneiderinnen den Lebensunterhalt für ihre Familien verdienen. "Sie können die Stoffe beispielsweise umnähen oder färben, um diese anschließend zu verkaufen", meint Samel, der nun vor der Frage stand: Wer bringt die gespendeten Sachen nach Gambia? Den entscheidenden Tipp erhielt er von Holger Wötzel, dem Ausbilder der LKW-Ausbildungswerkstatt in Sukuta.

In Hildesheim gibt es die Organisation "Arbeit und Dritte Welt – Arbeitslose leisten Entwicklungshilfe", die die Sachspenden in den vereinseigenen Werkstätten aufarbeiten und Initiativen für Selbsthilfevorhaben in Entwicklungsländern zur Verfügung stellen. Ebenso organisieren sie auch die Transportlogistik.

Samel erhielt Ende Mai Besuch von Wötzel, beide hatten sich bei der Tour vor anderthalb Jahren kennengelernt und stehen seither im regen Kontakt. Das Ziel der beiden war Hildesheim, wo das Team um Geschäftsführer Thomas Brien ihre Sachspenden entgegennahm. Gelagert wurden diese bis zum Transport nach Hildesheim im alten Spritzenhaus in Herreden, welches die Stadtverwaltung Nordhausen und die Ortsteilbürgermeisterin Christiane Winkler-Köhler zusammen mit dem Ortschaftsrat Herreden dem Rallye-Team freundlicherweise zur Verfügung stellte.

Bei der Übergabe sollte es nicht bleiben. Sie erhielten bei einem Rundgang durch die Werkstätten einen guten Einblick in die Arbeit des Vereins und ließen sich viel erklären. "Für uns war es das erste Mal, dass wir dort waren. Der Empfang war sehr herzlich. Wir haben gespürt, dass engagierte Leute im Verein tätig sind, um anderen Menschen auf der Welt zu helfen. Der Hauptschwerpunkt liegt auf Afrika", erklärt Michael Samel.

Für Projekte in Afrika werden aktuell Hauswasserwerke, Rollstühle, ausgediente Fahrräder und eine Drehmaschine gesucht. "Wer die Sachen nicht selbst nach Hildesheim bringen kann, der kann sich bei der Organisation melden und sie abholen lassen", betont Samel.

Erst wenn ein Container, er koste zwischen 3500 bis 4000 Euro und werde durch Spenden finanziert, ausgelastet ist, geht er auf Reisen. Vier bis sechs Wochen ist er dann nach Banjul unterwegs. Samel hegt die Hoffnung, wenn der Rallye-Tross unter anderem mit den Teams der "Nordhäuser Wüstenfüchse 2.0" Ende November in Banjul ankommt, dass der Container mit den Sachspenden sein Ziel ebenfalls erreicht hat.

Doch bevor die Rallye in fünf Monaten startet, gilt die volle Aufmerksamkeit den Boliden. Eins der drei Rally-Autos ist im alten Spritzenhaus untergebracht, welches hier auf die lange Tour nach Gambia vorbereitet wird. Denn schließlich sollen die Fahrzeuge ohne größere Schäden ihr Ziel erreichen und recht viel Geld für die Projekte vor Ort einbringen.